In der Endlosschleife
- Stefan J. Rümmele
- Mar 6
- 2 min read

Mir träumte, ich wache schweißgebadet auf und wanke zur Rezeption. Dort empfängt mich ein
genervter Barkeeper auf weißen Schlittschuhen, mit einer Federboa um den viel zu kurzen Rumpf. Er
heißt mich, kein Aufhebens zu machen, auf mein Zimmer zurückzugehen und mich einfach ruhig zu verhalten, es sei ja schließlich alles nur ein nichtssagender Traum.
Also gehe ich zurück und träume weiter.
Mir träumte, ich habe die Fähigkeit verloren, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Ich
stehe auf und versuche, mich zu erinnern: War mein Traum noch nicht zu Ende und sah nur aus wie
die Wirklichkeit oder war ich längst in die Wirklichkeit zurückgekehrt und hatte nur vergessen, dass alles als Traum begonnen hatte, bevor es vorgab, Wirklichkeit zu sein?
Wie wirklich war also diese Vorstellung von einem unwirklichen Traum in einem unwirklichen
Hotelzimmer mit den zerbrechlichen Zügen einer Wirklichkeit, die eine Unterscheidung zwischen Traum und Wirklichkeit hinfällig zu machen schien.
Als ich mich endlich daran erinnerte, dass man sich in solchen Situationen am Ohrläppchen zu ziehen pflegt, klingelte von irgendwoher ein Telefon, schrill und langanhaltend. Es hörte sich dem meinen zum Verwechseln ähnlich an. Also ging ich ran. Aber es war niemand am anderen Ende der Leitung.
Da packte mich die nackte Angst: Was, wenn ich in einer unendlichen Traumschleife für immer gefangen gehalten wurde? Nur von einem in den nächsten Traum taumelnd, ohne zu wissen, ob es je ein Ende des Träumens geben wird.
Um mich zu beruhigen, nahm ich mir vor, diesen Traum sofort aufzuschreiben, sobald ich wieder aufgewacht sein sollte. Wann aber würde dies sein? Um keine Zeit zu verlieren, setzte ich mich augenblicklich hin und schrieb:
Mir träumte, ich wache schweißgebadet auf . . .
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